Anlässlich einer spannenden Begegnung heute mit einem rollstuhlfahrenden Gast (nicht der erste in unseren Räumen in der Brennerstraße) hier meine Sicht zum Thema BDSM und Körperbehinderung.
Vorweg: Ja, es ist wirklich okay für mich, mit Leuten zu spielen, die körperlich behindert sind. Es gibt in meinem Bekanntenkreis zwei rollstuhlfahrende SMerinnen, eine Sexualberaterin und eine Sexualbegleiterin, ebenfalls beide pervers, daher wird das Thema immer mal wieder diskutiert. Einige meiner besten Freunde (und für mich schließen Freundschaft und Sex einander nicht aus) sind schwerbehindert bzw. chronisch krank. Ich habe und hatte in meiner professionellen Karriere verschiedene Gäste mit Behinderung, und es war bisher nie ein Problem.
Ich mag Menschen. Ich bin ein Sex-Geek, das heisst, dass ich Sexualität in allen Facetten in Theorie und Praxis unglaublich spannend finde. Ich lasse mich gern ein auf die Phantasien und die Realitäten meines Gegenübers, dazu gehören Rahmenbedinungen wie emotionale Tabus genauso wie körperliche Einschränkungen. Ich habe kein „Programm“, was ich abspule, und nachdem jede Session ohnehin eine Maßanfertigung ist, ist es für mich nicht wichtig, ob ein spezieller Wunsch auf einer besonders verbogenen Gehirnwindung oder besonders verbogenen Beinen beruht. 😉
Sicherlich ist ein Besuch bei einem BDSM-Profi gerade für Menschen mit Behinderungen mit Unsicherheiten verbunden, die über die normalen Einsteiger-Ängste hinausgehen. Dazu kommt der erhöhte organisatorische Aufwand eines Besuches in unbekannten Räumlichkeiten. Ich werde einfach versuchen, ein paar Punkte anzusprechen und freue mich über weitere Fragen und Anmerkungen in den Kommentaren.
Was ich biete:
- ein barrierefreies Dominastudio. Das Studio Rex liegt im Hochparterre eines normalen Bürogebäudes. Diese Ebene ist über die Tiefgarage und einen Fahrstuhl stufenfrei zu erreichen. Alle Durchgänge haben mindestens normale Türbreite, in jedem Raum ist genug Platz, um einen Rollstuhl (auch E-Rollstuhl) zu navigieren. Es gibt in zwei Räumen Betten, eines davon ist extra hoch. Das Bad ist sehr geräumig und verfügt über einen offenen Duschbereich, in den man einen Hocker stellen kann. Mobile Saughaltegriffe können mit- und im Bad angebracht werden, auch assistiere ich gern, soweit es meine (normale) Körperkraft zulässt. Fotos der Räumlichkeiten finden sich in unserer Studio-Galerie.
- gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Haltestelle U-Bahn Lohmühlenstraße gleich um die Ecke ist barrierefrei mit den Schnellbuslinien 35 und 36 zu erreichen. Die U-Bahn hat dort leider keinen Aufzug, nur eine Rolltreppe. Die Entfernung zwischen Hauptbahnhof und Studio beträgt 850 Meter.
- einen Tiefgaragen-Stellplatz für behinderte Autofahrer bei rechtzeitiger Anmeldung
- zusätzliche Zeit und meine Assistenz beim aus- und anziehen. Diese Zeit zählt wie immer nicht zum gebuchten Spiel und ist somit kostenlos.
- Flexibilität und Schamlosigkeit im Umgang mit einem Körper, der nicht der Norm entspricht.
- das Angebot aller Praktiken und Spielarten, die mir auch mit Gästen ohne Behinderung Spaß machen, von sanft und nahbar bis gnadenlos sadistisch.
Was es bei mir nicht gibt:
- einen Mitleidsbonus in Form von zusätzlicher Spielzeit, günstigerem Honorar oder der Durchführung von Praktiken, die ich nicht mag.
- Hausbesuche, auch wenn ich den Wunsch danach in einem solchen Fall besonders gut nachvollziehen kann. Wir können uns in einem Hamburger Hotel oder im Studio Rex treffen.
- Konzessionen in Bezug auf Körperhygiene. Wenn du nicht in einem fremden Badezimmer duschen kannst oder magst, komm bitte frisch geduscht ins Studio. Detailreinigungen übernehme ich gern mit einem angenehm heissen Waschlappen (oder mit einer Schale Eiswasser und einer Flasche Franzbranntwein, wenn du’s nicht besser verdient hast ;)), aber eine Grundhygiene setze ich voraus.
Was ich brauche:
- klare Kommunikation bezüglich deiner Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeiten. Wenn du bezüglich irgendetwas unsicher bist, sprich bitte mit mir darüber! Ich habe Erfahrung im Umgang mit Körperbehinderungen, bin aber keine ausgebildete Sexualbegleiterin. Du bist der Experte für deinen Körper, ich bin auf deine Mithilfe angewiesen.
- einen fundierten Eindruck von Konsensfähigkeit. Das bedeutet, dass ich, so entspannt ich in Bezug auf Körperbehinderungen bin, bei geistigen Einschränkungen gegebenenfalls lieber an eine Kollegin mit Erfahrung in Sexualbegleitung verweise. Was Sinnesbehinderungen angeht, mache ich mir ein individuelles Bild, zum Beispiel muss ich bei Gehörlosigkeit trotz der Kommunikationsbarriere sicher sein können, dass mein Spielpartner weiss, worauf er sich einlässt. Hier kann u.U. Schriftverkehr per e-mail im Vorfeld Klarheit bringen oder ein von dir mitgebrachter Dolmetscher.
Ich freue mich auf viele weitere Begegnungen mit interessanten Menschen!
Tolle Sache. Ist bestimmt nicht überall selbstverständlich. Schön das du dieses Thema mal ansprichst. Da ich selber auch ein paar Rollstuhlfahrer/innen kenne und weiß wie schwer es ist barrierefreie Gebiete zufinden.
Schönes Wochenende!!
Hallo
Ich sitze im Rollstuhl und bin auf der Suche nach einem rollstuhlgerechten Studio, dabei bin ich auf deine Seite gestossen.
Du bist die Frau mit der ich gerne mal eine Session hätte. Leider wohnen wir zu weit entfernt. Ich wohne in Gelsenkirchen.
Deine Einstellung zum Thema Behinderte finde ich gut.
Vielleicht ziehst Du mal ins Ruhrgebiet.
Gruss Thomas K.
Du warst am Anfang meiner Suche nach einem Studio meine Mutmacherin. Den du und Lady Tanja habt tolle Texte geschrieben und steht dazu….danke einfach dafür für diesen Blogeintrag. Er ist zwar schon älter aber der ist Zeitlos…
Ich hatte einfach Glück eine Frau zu Treffen die sich auf das Experiment eingelassen hat. Sie hat einfach keine Berührungsängste. Durch die offene art von uns beiden hat sie es echt geschafft mich an Grenzen zu bringen.
Die erste die das Spiel beherscht und keine Hemmung hat einen Behindi zu hauen.
Von daher bin ich so froh das es solche Menschen wie dich gibt, die davon Berichten können…