Dies ist eine wahre Geschichte. Ich wende mich an die nächsten Opfer von Undine, die ich warnen möchte. Ich schicke ihr diesen Text für ihr Blog, aber sie wird ihn nicht veröffentlichen. Sie wird nicht riskieren wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Undine ist eine ungewöhnliche Herrin. Sie ist schön, gepflegt, kompetent und einfühlsam. Sie ist ungeheuer präsent in dem was sie tut. Sie hat eine sanfte, fast hypnotische Stimme und ist absolut vertrauenserweckend. Genau da liegt das Problem.
Wenn Du erwägst, Dich ganz in ihre Hände zu begeben, wenn Du erwägst, auf den letzten Rettungsanker zu verzichten: LASS ES. Lass Dich nicht täuschen durch Ihre sanfte Art und ihr liebes Lächeln. Wenn du mir nicht glaubst (ich hätte es nicht geglaubt), lies wenigstens ihre Homepage und ihr Blog und GLAUBE JEDES WORT. … wer mir glaubhaft machen kann, dass er weiss, worauf er sich einlässt, wird von meiner Skrupellosigkeit und Konsequenz überrascht sein … Und sag nicht, Du seist nicht gewarnt worden.
Ich sitze in ihrem Studio, nackt, frisch geduscht, bin etwas nervös und freue mich auf die Session. Ich treffe sie zum ersten Mal. Ich habe ihr vorher gemailt, ich möchte überrascht werden, ich fühle mich erst dann wirklich ausgeliefert, wenn ich den Verlauf der Session nicht mehr beeinflussen kann. ,Belastung bis an die Grenze der Komfortzone‘ (vielleicht etwas darüber hinaus). Und so einiges über die abgründigeren meiner Phantasien. Selber schuld? Das bestreite ich nicht.
Ich habe schon ein paar schöne Ideen, was wir miteinander anfangen können. Ich erwiderte entspannt und in freudiger Erwartung ihr Lächeln, ohne das Lächeln des Raubtieres angesichts seiner sicheren Beute zu erkennen…
Ich halte mich auch für empathisch genug, mit jemandem ohne Safeword zuspielen, den ich noch nicht kenne. Antwortete sie auf meine Email. Hätte ich geahnt, was sich hinter diesen harmlos klingenden Wörtern verbirgt …
Sie beginnt sanft, tastet sich heran. Ich geniesse ihre Sanftheit, lasse mich fallen, vertraue ihr völlig. Ich wehre mich nicht, bis ich völlig hilflos auf ein Brett geschnallt bin, keinen Finger mehr rühren kann. Träge, schwere Musik lullt mich ein, ich schwebe …
Als sie mich völlig in ihrer Gewalt hat, lässt sie ab und zu kurz hinter ihre Maske blicken … Dir wird schon noch klar werden, in welche Situation du dich da gebracht hast … nach und nach … Das sagt sie im gleichen sanften, hypnotischen Tonfall wie alles zuvor. Später: Du bist absolut wahnsinnig, mir Carte blanche zu geben. Warum haben mich diese so offenen Worte so wenig beunruhigt? Weil ich noch nie jemanden kennengelernt habe, der sie so ernst und ehrlich meint wie Undine. Kleiner Trost: es hätte zu diesem Zeitpunkt nichts mehr geändert…
… viele Minuten später…
Das Tuch über meinem Gesicht saugt sich über Mund und Nase fest, als sie Wasser darüber laufen lässt. Es wird luftundurchlässig, nur ein paar Tropfen lässt es durch, die mir in die Nase laufen. Was kurz vorher, mit dem Atemkontrollspiel mit Folie und ihrer Hand noch Minuten gedauert hat, entsteht jetzt in Sekunden. PANIK, REINE SCHRECKLICHE PANIK !
GNADE!!! Dieses Wort hätte Dir geholfen … wenn du nicht auf ein Safeword verzichtet hättest …
Verdammt. Kennst Du dieses Gefühl, einen Fehler mit schrecklichen Konsequenzen gemacht zu haben? Es bricht einem der kalte Schweiss aus.
Ich hatte einmal in meinem Leben ein ähnliches Gefühl. Ich war vielleicht 14 oder 15 und hatte mich an einem schwülen Sonntagnachmittag in pubertierender Sehnsucht selbst an mein Bett gefesselt, ohne allzugenau über die Frage nachzudenken, die sich mir nach ein paar Minuten Gezappel und einem süssen Samenerguss stellte: was jetzt? Mein Vater musste jeden Moment nachhause kommen und es wäre (ihm und mir) einfach unerträglich peinlich, so von ihm gefunden zu werden. Verdammt, verdammt, in was für eine Situation habe mich Idiot gebracht!
Ich zapple wie verrückt, werfen den Kopf hin und her, die verflixte Fixierung lässt mir keine Chance. Netter Versuch.
Ich flehe sie an, aufzuhören. Sie sieht mich an und zupft liebevoll das Tuch wieder zurecht, legt es über Mund und Nase. Das genügt, mich wieder in absolute Panik zu versetzen.
Ich kann nicht mehr. Sie ist anderer Meinung. Wenn ich noch eine Erektion habe, kann es wohl nicht so schlimm sein … Ich will nicht mehr. Tja.
Kurz vor dem Absturz hört sie auf. Sie fängt mich sanft auf und sonderbarerweise vertraue ich ihr wieder. Das heisst: so richtig entspannt bin ich erst wieder, als ich ganz frei bin. Vorher hüte ich mich, irgend etwas zu sagen, was für Zustimmung gehalten werden könnte. Halleluja. Undine meint, was sie sagt. Und nimmt mich beim Wort.
Hammerhart. Ich sehe verstört in die Luft, wenn ich an diese Szenen zurückdenke. Und das Schlimmste ist: es macht mich gnadenlos an.
Die Frage, die mich seitdem beschäftigt, ist: Hat jemals jemand zweimal eine Session ohne Safeword gebucht?
Wow…wenn ich es richtig verstehe, hast du ein Waterboarding bekommen und irgendwie auch ausgehalten. Respekt an alle Beteiligten! Hattest du gewagt, das vorher irgendwie anzuregen, oder war das eine Überraschung?
… ausgehalten ist gut … ohne Safewort … nach einem Schlückchen Wasser war nur noch Panik …
Ich hatte dummerweise erwähnt, dass die Phantasie (nach Lektüre ihres Blogs) mich anmacht, hätte aber wirklich nicht damit gerechnet. Trotzdem, und vielleicht gerade deshalb, war es – zumindest rückblickend – megageil… Währenddessen wollte ich einfach nur weg …
Was ich vergessen habe, Undine zu fragen, ist ob sie das von Anfang an vorhatte. (?)
Auf jeden Fall mein grosses Kompliment an Undine: trotz allem hatte ich nie Angst um meine Gesundheit, sicherheitstechnisch eine ziemliche Leistung… Die Angst richtete sich alleine auf sie … 🙂
Kann ich mir gut vorstellen: Diese Ambivalenz von geiler Idee, grauenhaftem Moment, wenn sie real wird, und dann doch wieder sehnsüchtigem Rückblick. Dass du bei aller Panik trotzdem im Hinterkopf noch so etwas wie Vertrauen hattest, kann ich mir auch gut vorstellen: Ich habe Undine nur einmal kurz erlebt, aber das hat genügt, um zu spüren, dass man bei ihr alles Mögliche erleben kann, vielleicht auch das Grauen, wenn man es drauf anlegt—am Ende aber trotzdem sicher auf den eigenen zwei Beinen wieder aus dem Studio gehen wird.
Der Schwerpunkt auf Atemkontrolle war aufgrund unserer Kommunikation im Vorfeld geplant. Waterboarding ist nun eines der Dinge, die ich erstens sehr spannend finde und zweitens selten anwenden kann, daher hatte ich das durchaus auf der Liste möglicher Spielarten für uns. Den genauen Verlauf einer Session mache ich aber immer auch abhängig von den Reaktionen meines Gegenübers. Hätte ich dir nach den vorangegangenen Trockenübungen nicht zugetraut, die Aktion zu verkraften, hätte ich es nicht gemacht.
ich habe beim Lesen das Atmen vergessen…vielen Dank für diese wundervolle Geschichte.
Hammer…..da wurden beim Lesen Erinnerungen an unsere Session geweckt…..genau so habe ich mich auch gefühlt……Vielen Dank
Always such a pleasure to read what other people are experiencing with Undine. Nice story!