„Paying for it“ (in englischer Sprache) ist „ein Ratgeber von Sexworkern für ihre Klienten“. Ein unterhaltsames und hilfreiches Buch, lesenwert für alle Paysex-Kunden, die von uns gemocht werden wollen. Und abgesehen vom zwischenmenschlichen Respekt gibt es handfeste Gründe dafür: „Sexwork ist wie jede andere Dienstleistungsbranche: Wen die Dienstleisterin mag, der bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit den besseren Service.“
In „Paying for it“ kommen Sexworker verschiedenster Branchen zu Wort: Escorts, Callgirls (und -boys) und „normale“ Huren, Straßenstrich-Sexworker, Trans-Frauen, aktive und passive BDSM-Profis, Telefonsex-Anbieterinnen und Webcam-Girls, Stripperinnen und Peepshow-Tänzerinnen, bis hin zu exotischeren Wesen wie einer Autorin für erotische Geschichten nach Maß, der Telefonistin eines Online-Sexshops und einer Pornodarstellerin, die Tipps für das höfliche Verhalten von Fans bei Messen und Autogrammstunden gibt.
Viele Paysex-Ratgeber US-amerikanischen Ursprungs behandeln in großer Ausführlichkeit den Umgang mit der rechtlichen Situation in den USA. Insbesondere beim Buchen von Escorts gibt es meist einen komplizierten Screening-Prozess, durch den der Escort sicherstellen will, später nicht einem Zivilpolizisten gegenüberzustehen. Das hat hierzulande glücklicherweise keine Relevanz und macht die Publikationen somit für deutsche Paysex-Kunden eher uninteressant. Bei „Paying for it“ wird diese Thematik nur am Rande erwähnt, zumal die meisten der angesprochenen Branchen nicht unter Prosititution im engeren Sinne fallen und somit auch in den USA legal sind.
Die Herausgeberin Greta Christina, selbst Sexworkerin, präsentiert eingangs eine Zusammenfassung von Tipps und Verhaltensregeln für Kunden und Gäste, bezüglich derer sich alle Autor/innen dieses Buches einig waren. Sie weist aber auch darauf hin, dass sich andere Wünsche und Vorstellungen von Sexworkern stellenweise widersprechen. Im Zweifelsfall hilft fragen – aber auch, wie man eine solche Frage formulieren kann, um eine ehrliche Antwort zu bekommen (und nicht die, von der die Sexworkerin als professionelle Dienstleisterin glaubt, dass der Kunde sie hören wolle), dafür gibt es hilfreiche Hinweise.
Ein Ratgeber für mehr Authentizität, Intimität und echte zwischenmenschliche Zuneigung in der Sexarbeit. Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung.
„Paying vor it“ ist in meinem Lieblingsverlag Greenery Press erschienen und dort auch zu beziehen. Bei Amazon Deutschland derzeit wohl nur von Drittanbietern, dafür dort recht günstig zu bestellen.