Nähkästchen-Plaudereien: „Keine kann mich befriedigen!“

Heute möchte ich über die Jammerer jammern.

Über die Interessenten, die noch nie gute Erfahrungen mit Profis gemacht haben. Deren Einleitung einer Anfrage oder eines Vorgespräches darin besteht, sich über die schwachen Leistungen meiner Mitbewerberinnen zu beklagen, gern gefolgt von der mehr oder weniger offen ausgesprochenen Aufforderung, sie doch mal davon zu überzeugen, warum sie ausgerechnet bei mir die Kohle für die nächste Pleite ihrer Kunden-Karriere aus dem Fenster werfen sollten.

Äh. Nee, is klar. Bestens gewappnet mit diesen Glaubenssätzen wird das ganz bestimmt eine supertolle Session mit uns beiden.

Es gab da zum Beispiel eine Anfrage, angeblich aus Süddeutschland, von diesem wahnsinnig harten aktiven Flagellanten, der nicht nur forderte, dass ich ihm doch mal meine Belastbarkeit als Passive aus der Ferne „beweisen“, sondern mir gefälligst auch eine passende Methode dafür ausdenken solle, denn ihm selbst fiele nicht ein, wie er davon zu überzeugen sei, nicht schon wieder enttäuscht zu werden.

Gern ist dieses Muster auch bei Anrufern zu finden, die ihre Vorstellungen keinesfalls per e-mail konkretisieren möchten, da man mittels eines solch unpersönlichen Mediums doch niemals feststellen könne, ob auch wirklich „die Chemie stimmt“, die andererseits wegen eines immensen Anfahrtsweges natürlich nicht zu einem unverbindlichen Gespräch im Studio erscheinen können. Nein, ein ausführliches Telefonpläuschchen sei die einzige Möglichkeit, sie dazu zu bewegen, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, natürlich inklusive der Beantwortung aller noch so intimer Fragen über meine doch wohl hoffentlich vorhandene „Naturveranlagung“.

Ganz besonders freue ich mich über Gesprächspartner, die, in ihrer Arie über die Unfähigkeit der Kolleginnenschaft frühzeitig ausgebremst und danach gefragt, wie denn genau eine Begegnung aussehen müsste, die ihren Wünschen stattdessen gerecht würde, darauf leider so gar keine Antwort finden.

Gehen wir mal davon aus, dass die „Keine kann mich befriedigen“-Nummer keine Masche ist, um Telefonsex-Gebühren zu sparen oder mich zu besonderen Leistungen zu motivieren. (Klappt übrigens beides nicht.) Nehmen wir also an, das ganze entspricht tatsächlich der Wahrnehmung und inneren Realität meines Gegenübers. Ich meine, mal ehrlich. Ich neige ja nun wirklich nicht zu Understatement, was meinen Enthusiasmus für meinen Beruf und mein Können angeht, aber ich bin nun auch ganz sicher auch nicht die einzige, die was auf dem Kasten hat – zufällig kenne ich die eine oder andere fähige Kollegin persönlich, und ich würde behaupten, dass vielleicht sogar darüber hinaus weitere Exemplare dieser Sorte auf unserem schönen Planeten exisitieren. Wenn also ein Interessent bisher „nur“ enttäuscht wurde, gibt es genau zwei Möglichkeiten:

Entweder:

Er übertreibt maßlos, was seine Datenbasis angeht und schließt aus ein, zwei schiefgelaufenen Sessions, womöglich aus Unkenntnis eines Anfängers, auf ein allgemeingültiges Muster. Das zeugt nicht gerade von Realitätssinn und logischem Denkvermögen, aber da kann man wenigstens unter Umständen noch ein positives Erlebnis draus gestalten.

Oder (leider die überwiegende Anzahl der Fälle):

Er schafft selbst die Voraussetzungen für sein Scheitern, sei es durch ein unglaublich schlechtes Händchen für die Wahl einer zu ihm passenden Spielpartnerin, oder weil er etwas anderes bestellt, als er eigentlich will, aus Scham oder mangelnder Selbstkenntnis, bis hin zu den oben genannten Fällen, in denen eine gelungene Session subjektiv gar nicht erst vorstellbar scheint. Oder weil der Film im Kopf so exakt und gleichzeitig störungsanfällig ist, dass ihn kein fremdes Wesen mit eigener Persönlichkeit mit Leben füllen kann. Oder auch weil die Art von Zuwendung, die sich derjenige wünscht, im kommerziellen Kontext nicht zu bekommen ist. Kurz: Wenn du in unterschiedlichen Situationen mit unterschiedlichen Menschen immer nur schlechte Erfahrungen machst, solltest du dir vielleicht mal den gemeinsamen Faktor genauer betrachten: dich selbst.

Was bleibt mir in solchen Fällen zu tun? Eine höfliche Formulierung irgendwo zwischen „geht nicht“, „will ich nicht“ und „hab ich nicht nötig“ zu finden und die geplante Geldverschwendung freundlich von mir zu weisen. Ein Großteil meiner Motivation für meinen Job besteht darin, das Leben meines Gegenübers zu bereichern. Chronische Pessimisten in ihrem Weltbild zu bestätigen ist da irgendwie kontraproduktiv.

Wer sich also über die Unbill der Welt als solcher sowie die Unfähigkeit der gemeinen Sexarbeiterin im speziellen ausheulen möchte, möge das doch bitte woanders tun als bei mir. Man könnte zum Beispiel ein Blog zu schreiben anfangen. Die sind schließlich zum Jammern erfunden worden.

5 Kommentare:

  1. einfach genial!!!!

  2. Es ist schade, wie solche Zeitgenossen einerseits die Zeit einer Dame verschwenden und andererseits „normale“ Anfragen vernebeln. Schon oft habe ich den Satz gehört: „Weist du wieviele Anrufe/ Emails ich am Tag bekomme?“. Mir war vorher nicht bewusst wieviel planlose Anfragen von irgendwelchen Herren getätigt werden. Für die Damen ist es da doch, verständlicherweise, immer schwerer seriöse Kunden zu erkennen.

    • Hallo starter,

      danke für dein Mitgefühl … „immer schwerer“ wird es zum Glück nicht, mit etwas Erfahrung erkennen wir unsere Pappenheimer ja meist recht schnell. Aber lästig ist es natürlich schon, sowohl für uns als auch für die ernsthaften Anrufer, die dann leider auch gelegentlich unter die Räder kommen.

      Gruß,
      Undine

  3. Liebe Udine,

    mit diesen Mitmenschen klarzukommen, ist wirklich nicht leicht. Ich glaube aber, jeder der viel mit Menschen Kontakt hat, kennt das. Für den einen ist es ein Licht am Ende des Tunnels, für den anderen ein entgegenkommender Zug. Ich habe mir mit der Zeit eine Antenne für diese Zeitgenossen entwickelt und halte sie mir vom Leibe. Sie rauben Dir das wertvollste was du hast: Deine Zeit.

    Gruß
    Kreuzi

  4. Auch wenn das jammern schon länger her ist….

    Ich hätte dich mal umarmt…Menschen spinnen halt manchmal…da hilft Popcorn und an was schönes denken

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