Tipps für ein erfolgreiches Vorgespräch

Es ist soweit: Du sitzt deiner Traumfrau gegenüber. Sie hat Charisma, ist provozierend gekleidet, und die ungewohnte Studio-Atmosphäre tut ein übriges. Du bist verständlicherweise aufgeregt und hast vielleicht Angst, etwas wichtiges zu vergessen. Um auf diese Situation bestmöglich vorbereitet zu sein, können dir die folgenden Tipps helfen.

Auf jeden Fall wird dein Gegenüber wissen wollen, was dich herführt und was du erleben möchtest. BDSM und Fetisch-Erotik sind ein unglaublich weites Feld, und keine noch so erfahrene und empathische Sexworkerin kann Gedanken lesen. Eine aktive Lady wird Anhaltspunkte haben wollen, im Rahmen derer sie sich kreativ entfalten kann. Eine Zofe oder Sklavin wird ebenfalls wissen wollen, was auf sie zukommt, um euch beiden ein befriedigendes Erlebnis verschaffen zu können – es ist für alle Beteiligten frustrierend, erst innerhalb der Session festzustellen, dass sie eine dir wichtige Praktik nicht durchzuführen bereit ist oder eine „Überraschung“ in Form eines mitgebrachten Spielzeugs nicht so ankommt, wie du es dir erhofft hast.

Als Passiver sehr konkrete Vorstellungen vom Ablauf einer Session zu haben, ist oft verpönt. Ich kann nur raten: stehe zu deinen Phantasien. Wenn deine erotischen Visionen bestimmte Schlüsselmomente enthalten, die du genau so erleben möchtest, dann verdränge das bitte nicht zugunsten von SM-Klischees und Konventionen. Zu diesem Thema habe ich mich ausführlicher im Artikel Wunschzettel und Drehbücher ausgelassen.

Solltest du noch keine realen SM-Erfahrungen gesammelt haben, sind deine sexuellen Phantasien ein wertvoller Ansatzpunkt. Eine erfahrene Lady weiss, dass nicht alles, was im Kopfkino gespielt wird, auch zur (sofortigen) Umsetzung taugt und wird die Angelegenheit langsam angehen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, in welche Richtung deine Interessen tendieren – Schmerzspiele, ausgeliefert zu sein, ein bestimmter Fetisch, ein bestimmter Tonfall oder Umgang miteinander, oder vielleicht etwas ganz anderes. Eine erfahrene Passive wird dir ebenfalls eine Einschätzung geben können, welche deiner dominanten Phantasien innerhalb einer ersten Session realistisch umsetzbar sind und dir gegebenenfalls eine kurze Einführung in die gewünschten Praktiken geben.

Wenn du Angst hast, vor Aufregung die Hälfte zu vergessen, scheue dich nicht, dir Notizen zu machen und mitzubringen. Viele Ladies lesen auch gern schon vorab per e-mail etwas über deine Wünsche als Grundlage für das persönliche Gespräch. Sicherheitshalber kannst du deine e-mail zusätzlich ausgedruckt zum Termin mitbringen. Wenn dir schreiben grundsätzlich leichter fällt als reden, bringe einen ausformulierten Brief mit (du solltest allerdings davon ausgehen, dass du trotzdem noch einige Fragen beantworten musst).

Ebenfalls wichtig sind deine Tabus: Dinge, die du auf gar keinen Fall erleben möchtest. Sobald deine Gespielin einen Eindruck dessen hat, wohin die Reise gehen soll, wird sie vielleicht einige „tabuträchtige“ Praktiken abfragen, die ihr zu diesem Rahmen einfallen und die sie gern durchführt. Falls du von verwandten Praktiken einige erregend findest und andere ablehnst, solltest du aus eigener Initiative darauf hinweisen – z.B. falls du Bondage erleben möchtest, aber von Knebeln leicht Würgereiz bekommst oder als visueller Mensch auf keinen Fall eine Augebinde tragen möchtest, oder wenn du von Facesitting träumst, aus Safer Sex-Überlegungen die Dame aber nicht lecken möchtest.

Falls ein Spiel um Widerstand, Jammern und „Zwang“ geplant ist, solltet ihr im Vorgespräch ein Safeword vereinbaren, das anzeigt, dass es dir ernsthaft zuviel wird. Im Studiokontext oft verwendet wird „Gnade“, da dies erlaubt, in Rolle, also im Machtgefälle zu bleiben. Die meisten Dominas können den Realitätsgehalt von „Oh bitte tun Sie mir das bloss nicht an, Herrin“ und „Mist, mein Arm ist eingeschlafen“ auch ohne Safeword recht gut voneinander unterscheiden, dennoch schadet diese zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit nie. In geknebeltem Zustand kann das Safeword durch ein nonverbales Signal ersetzt werden: ich drücke meinem Opfer dann Bündel Glöckchen an einem dünnen Seil in die Hand. Dies fallenzulassen bedeutet, dass etwas nicht stimmt.

Je nach Art des Spiels sind medizinische Einschränkungen, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme abzuklären. Im Idealfall fragt die Dame deiner Wahl alle relevanten Punkte ab, alternativ solltest du aus eigener Initiative darauf aufmerksam machen. Das dient dem Schutz deiner Gesundheit, ist aber auch eine Frage der Höflichkeit – so ein Notarzteinsatz ist lästig und bringt immer die ganze Studio-Organisation durcheinander … (hier geht’s zur Gesundheits-Checkliste.)

Im Vorgespräch sollte unbedingt auch Raum für deine Fragen sein – entweder gleich zu Anfang, oder sobald die oben aufgeführten „Standardpunkte“ abgehandelt sind. Wer die Beantwortung kritischer Fragen scheut oder zu etwaigen Bedenken deinerseits nicht kompetent Stellung nehmen kann, ist möglicherweise nicht die passenden Spielpartnerin für dich. Informiertes Einvernehmen unterscheidet BDSM von realer Gewalt, und das bedeutet unter anderem, dass Risiken nicht hochherrschaftlich vom Tisch gewischt werden.

Es ist grundsätzlich besser, dich am Ende des Gespräches respektvoll zu verabschieden, falls du dich nicht wohl und gut aufgehoben fühlst, oder falls du aus anderen Gründen nicht aus ganzem Herzen „ja“ zu einer anschließenden Session sagen kannst. Lass dich zu nichts überreden, was du nicht möchtest! (Übrigens: eine klare Aussage wie „Ich denke, es passt nicht zwischen uns“ oder „Ich muss mir das ganze nochmal durch den Kopf gehen lassen“ kostet dich zwar sicher Überwindung und ist auch nicht schön für die Dame, insbesondere falls sie sich die Zeit für eine anschließende Session freigehalten hat, ist aber wenigstens ehrlich und auf jeden Fall besser als das „dringend umzuparkende Auto“ oder der erforderliche „Gang zum Geldautomaten“.)

Falls dieser Punkt nicht bereits bei der Terminvereinbarung oder zu Beginn des Treffens angesprochen wurde, ist nun der Zeitpunkt, die Honorarfrage zu klären. Die Bezahlung einer Sexworkerin erfolgt nahezu immer im voraus, also spätestens gegen Ende des Vorgespräches. Manche Frauen haben bestimmte Vorlieben, z.B. die Scheine abgezählt in einem unverschlossenen Umschlag überreicht zu bekommen, falls das Honorar im Vorfeld bekannt war, oder es gibt eine Schale oder Schatulle, in der das Geld diskret abgelegt werden kann, während du dich vor dem Besuch des Badezimmers aus- oder umziehst. In den meisten Fällen ist es aber völlig ausreichend, ihr das Honorar einfach bar zu überreichen. Andere Zahlungsmittel werden nur selten akzeptiert (dies solltst du ggf. schon bei der Buchung klären).

Sollte die genannte Summe dein Budget überschreiten, ist es völlig in Ordnung zu fragen, ob mit einer inhaltlichen und/oder zeitlichen Anpassung der Sessionplanung eine Einigung erzielt werden kann. Feilschen im Basar-Stil dagegen ruiniert garantiert die Stimmung und die Laune der Lady, und das kann nicht in deinem Interesse liegen, selbst falls sie sich letztendlich darauf einlassen sollte.

Nach dem Vorgespräch hast du in den meisten Lokalitäten die Möglichkeit, dich auf die eine oder andere Weise frisch zu machen oder zu duschen. Und dann steht eurem gemeinsamen Vergnügen nichts mehr im Weg!

Dieser Artikel ist Teil des Bizarr-Paysex-Ratgebers:

  1. Die Wahl der passenden Spielpartnerin
  2. Die Kontaktaufnahme
  3. Session-Vorbereitung
  4. Tipps für ein erfolgreiches Vorgespräch
  5. Nachsorge Teil I (körperlich)Teil II (emotional)

Wenn du den Ratgeber hilfreich fandest, könnten dich auch meine weiteren Einsteiger-Tipps interessieren.

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